Tech Tech 12. November 2025 von Jean-Daniel Merkli 5 Leseminuten 5 Phasen zur erfolgreichen Einführung eines API-Gateway

Nach den Grundlagen, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren der letzten Wochen ist es Zeit, konkret zu werden. Wie lässt sich die Einführung eines API-Gateways gezielt vorbereiten? Diese Frage beschäftigt viele IT-Teams, die von den Vorteilen profitieren möchten, aber nicht wissen, wo sie anfangen sollen. 

Ein durchdachter Implementierungsplan ist der Schlüssel zum Erfolg. Ohne klare Vorgehensweise drohen Zeit- und Budgetüberschreitungen oder eine Lösung, die nicht zu den tatsächlichen Anforderungen passt. Der folgende Leitfaden skizziert die fünf zentralen Phasen auf dem Weg zur erfolgreichen Einführung eines API-Gateways und gibt Ihnen wertvolle Praxistipps für Ihren Projekterfolg. 

API-Gateway Lösungsweg 4

Phase 1: Strategische Planung und Bestandsaufnahme

Eine strukturierte Planung ist der Grundpfeiler für die erfolgreiche Einführung eines API-Gateways. 

  1. Business-Analyse 
    Der Prozess startet mit einer umfangreichen Business-Analyse. Hierbei gilt es, die bestehenden geschäftlichen Anforderungen zu erfassen und eine klare Zieldefinition für das Gateway zu formulieren. Möchten Sie die Sicherheit Ihrer APIs erhöhen, die Performance verbessern oder vor allem Schnittstellen standardisieren und vereinfachen? Eine klare Priorisierung schafft Orientierung für die technischen Anforderungen und hilft bei der späteren Tool-Auswahl
  2. Bestandsaufnahme Systemlandschaft 
    Erstellen Sie im Anschluss eine Übersicht Ihrer momentanen Systemlandschaft. Welche APIs, Microservices und externen Integrationen existieren? Welche Systeme kommunizieren miteinander und mit welchen Tools oder Schnittstellen? Dokumentieren Sie bestehende Datenflüsse und identifizieren Sie Schwachstellen, Engpässe oder veraltete Strukturen, die ein Gateway lösen soll. 
  3. Definition Zielarchitektur 
    Definieren Sie darauf aufbauend die künftige Zielarchitektur. Ein strukturierter Implementierungsplan berücksichtigt dabei sowohl technische als auch prozessuale Aspekte wie etwa die Reihenfolge der Migration, Teststrategien und Abnahmekriterien. 

Wichtig: Die Einbindung aller relevanten Stakeholder ist frühzeitig zu organisieren. Dies umfasst nicht nur die IT, sondern auch Fachbereiche, Security-Verantwortliche und die Geschäftsführung, die jeweils eigene Anforderungen und Interessen einbringen. Für die GL stehen dabei insbesondere auch Transparenz, Governance und Wertschöpfung im Umgang mit AI im Vordergrund. Erwartet werden klare Leitplanken für Datennutzung und Datenschutz, Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen sowie messbare Effizienzgewinne. Ebenso ist sicherzustellen, dass AI-Initiativen strategisch auf die Unternehmensziele ausgerichtet sind und bestehende Compliance-Vorgaben erfüllen.

Für die spätere Akzeptanz sind gezielte Schulungsmassnahmen und Support-Angebote unerlässlich. Diese fördern ein gemeinsames Verständnis und eine nachhaltige Nutzung der Gateway-Lösung. Zudem kann so vermieden werden, dass Wissen auf Einzelne konzentriert bleibt.

Praxisbeispiele als Wegweiser

Ein API-Gateway ist kein theoretisches Konzept, sondern eine Lösung, die in unterschiedlichsten Branchen entscheidende Vorteile mit sich bringt: 

  1. Öffentlicher Sektor
    Verwaltungen können Gateways einsetzen, um Daten zwischen Ämtern und Fachanwendungen sicher auszutauschen. So lassen sich digitale Services für Bevölkerung und Unternehmen effizienter gestalten, ohne dass Daten mehrfach erfasst werden müssen. 
  2. Handel und E-Commerce
    Händler können Gateways nutzen, um Daten aus ERP, Logistiksystemen und Onlineshops zu konsolidieren. Das führt zu einer einheitlichen Sicht auf Lagerbestände, schnelleren Lieferprozessen und personalisierter Kundenkommunikation. 
  3. Finanzsektor
    Banken können Gateways nutzen, um Kundendaten aus Kernbankensystemen, Zahlungsverkehr und CRM zu konsolidieren. Das ermöglicht automatisierte Compliance-Checks, die Einhaltung regulatorischer Anforderungen und personalisierte Finanzprodukte auf einer konsistenten Datenbasis. 
  4. Gesundheitswesen
    Spitäler können Gateways nutzen, um Systeme für Schichtplanung und Personalverwaltung zu verbinden. Dadurch lassen sich Dienstpläne einfacher erstellen, an den aktuellen Bedarf anpassen und der Planungsaufwand insgesamt reduzieren. 
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Phase 2: Technische Anforderungen und Tool-Auswahl

Bauen Sie auf Ihre Analyseergebnisse auf, um detaillierte technische Anforderungen zu definieren. Fragen Sie sich:  

  • Welche Authentifizierungsverfahren (z.B. OAuth2, JWT) und Sicherheitsfeatures benötigt Ihr Unternehmen? 

  • Müssen spezifische Protokolle, wie REST, SOAP oder GraphQL unterstützt werden? 

  • Wie hoch ist das zu erwartende Traffic-Aufkommen und gibt es grössere Lastspitzen? 

  • Welche Anforderungen bestehen in Bezug auf Logging, Monitoring und Auditing? 

Die Wahl des richtigen Tools ist erfolgskritisch. Wie auf einer Baustelle zählt nicht nur der Bauplan, sondern auch das passende Werkzeug und die reibungslose Koordination aller Beteiligten. Sie haben die Wahl zwischen modernen Open-Source-Optionen (z.B. Kong, Apache APISIX), Cloud-basierten Services (z.B. AWS API Gateway, Azure API Management) oder umfassenden Enterprise-Lösungen (z.B. IBM API Connect, MuleSoft), die oft hybride oder On-Premises-Deployments und zusätzliche Integrationsfunktionen bieten. Prüfen Sie, welche Lösung sowohl Ihre aktuellen Bedürfnisse als auch zukünftige Skalierungsanforderungen optimal abdeckt. Themen wie Erweiterbarkeit, Modularität, Integrationsfähigkeit mit bestehenden Tools und ein möglicher Vendor-Lock-in sollten betrachtet werden. 

Phase 3: Pilotprojekt und schrittweise Einführung

Beginnen Sie nicht mit einer Komplettumstellung, sondern wählen Sie gezielt einen überschaubaren Bereich als Pilotprojekt aus. Ziel des Piloten ist es, grundlegende technische, organisatorische und betriebliche Erfahrungen mit dem neuen Gateway zu sammeln. 

  1. Pilot definieren
    Wählen Sie eine nicht-kritische API oder einen Service, der intern und ohne viele Abhängigkeiten genutzt wird, um das Pilotprojekt durchzuführen. Arbeiten Sie zudem interdisziplinär, Entwicklung, Betrieb und Fachbereiche steuern ihre Expertise bei, um den Piloten fachlich und technisch fundiert umzusetzen.
  2. Monitoring etablieren
    Richten Sie in dieser Phase ein Monitoring ein, um Metriken wie Latenz, Fehlerquoten und Nutzungsstatistiken zu beobachten. Etablieren Sie zusätzlich Benachrichtigungs-Mechanismen, um auf Störungen frühzeitig reagieren zu können. 
  3. Erkenntnisse nutzen
    Nutzen Sie den Piloten für iterative Verbesserungen. Optimieren Sie Konfigurationen, passen Sie Prozesse an und dokumentieren Sie Stolpersteine sowie bewährte Methoden für die spätere Skalierung. Führen Sie gezielte Mitarbeiterschulungen durch, um möglichst früh Erfahrungen im Umgang mit dem neuen System zu verbreiten. 

Phase 4: Migration und Vollausbau

Nach dem erfolgreichen Piloten erfolgt die schrittweise Migration weiterer APIs und Anwendungen. Schritt für Schritt wächst die neue Architektur, bis das Gesamtgebäude steht. Gehen Sie hierbei methodisch vor:  

  1. Prioritäten setzen
    Legen Sie Prioritäten, etwa nach wirtschaftlichem Nutzen, Sicherheitsbedarf oder Nutzerzahl. Vermeiden Sie Big-Bang-Migrationen und migrieren Sie in kleinen, überschaubaren Etappen. So können Erfahrungen aus früheren Schritten direkt in die weitere Umsetzung einfliessen.
  2. Stabilität sichern
    Achten Sie auf saubere API-Versionierung und Abwärtskompatibilität, damit bestehende Anwendungen weiterhin funktionieren. Halten Sie detaillierte Change-Logs und dokumentieren Sie Anpassungen nachvollziehbar, um Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten.
  3. Kommunikation & Support
    Kommunikation ist in dieser Phase entscheidend. Informieren Sie alle API-Nutzende über Änderungen, neue Dokumentationen oder Migrationszeiträume. Bieten Sie Support für Anwendungsteams, damit Anpassungen reibungslos umgesetzt werden können und sammeln Sie Rückmeldungen, um den weiteren Ausbau gezielt zu verbessern. 

Phase 5: Betrieb und kontinuierliche Optimierung

Mit Inbetriebnahme des Gateways ist das Projekt nicht abgeschlossen. Für einen langfristigen Mehrwert sind Betrieb und ständige Verbesserung entscheidend.  

  1. Betrieb und Performance
    Definieren Sie klare Verantwortlichkeiten und Wartungsprozesse, um Sicherheit und Stabilität zu gewährleisten. Etablieren Sie Prozesse für das Einspielen von Sicherheitsupdates, für regelmässige Performance-Optimierungen sowie für die Überwachung von Nutzungs- und Fehlerstatistiken.
  2. Daten nutzen und Wissen aufbauen
    Nutzen Sie die Analytics-Funktionen des Gateways, um Erkenntnisse zur API-Nutzung zu gewinnen und daraus Verbesserungen abzuleiten. Beispielsweise für Kapazitätsplanung, Optimierung von Schnittstellen oder Identifikation von Problemen. Ergänzend fördern regelmässige Schulungen und der Wissensaustausch den Aufbau interner Experten

In Kürze: Erfolgsfaktoren für die Implementierung

Der Erfolg einer API-Gateway-Implementierung hängt massgeblich von einer sorgfältigen, strukturierten Planung und Vorbereitung ab. Am Anfang stehen die strategische Planung und Bestandsaufnahme (Phase 1), gefolgt von der Definition technischer Anforderungen und der Auswahl geeigneter Tools (Phase 2). Ein Pilotprojekt dient der praktischen Validierung und Prozessoptimierung (Phase 3), bevor die schrittweise Migration und Skalierung vorbereitet werden (Phase 4). Schliesslich legt die Planung des Betriebsmodells (Phase 5) den Grundstein für einen stabilen und sicheren Betrieb. 

Wer diesen strukturierten Weg verfolgt, schafft die Grundlage für ein API-Gateway, der nicht nur technisch überzeugt, sondern auch die Integration, Performance und Innovationsfähigkeit der gesamten Systemlandschaft stärkt. 

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